Öffentlicher Infoabend: Protonentherapiezentrum Galgenen

Am gemeinsamen Höck der FDP. Die Liberalen Galgenen und Lachen fanden sich am 18. März 2010 über 90 Interessierte im Restaurant Galegria in Galgenen ein, um sich über den Stand des Protonentherapiecenters Zürichobersee orientieren zu lassen. Parteipräsidentin und Kantonsrätin Sibylle Ochsner hatte den Anlass minutiös organisiert und konnte nebst Prof. Dr. Manfred Herbst vom Rineker Protonentherapiecenter in München auch drei Verwaltungsräte Martin Michel, Martin Bertschinger und Volker Schirrmeister von der Proton Therapy Center Switzerland AG, Galgenen begrüssen.

 

 

 

 

Die Erfolge der Protonentherapie erstaunen täglich

Prof. Herbst konnte als ärztlicher Leiter eines Protonentherapiecenters eins zu eins über die Erfolge dieser speziellen Bestrahlungstherapie berichten. Bei der heute üblichen Photonenbestrahlung reicht oftmals die Strahlendosis nicht aus, um einen Tumor zu vernichten. Das umliegend gesunde Gewebe hält die dafür nötige Dosis nicht aus. Ausserdem wird grossräumig gesundes Gewebe vernichtet, weil der Röntgenstrahl durch das gesamte Gewebe geht.

 

Viele Tumore können somit gar nicht behandelt werden. Ebenso sind Zweit- und Drittbestrahlungen aufgrund der zu hohen Strahlendosis ausgeschlossen. Bei der Protonentherapie hingegen gehen massenbehaftete Teilchen nur bis zum Tumor selbst, ihre maximale Entfaltung liegt am Ende des Strahles. Damit ist eine dreidimensionale, äusserst präzise und auf den Tumor begrenzte Dosisverteilung möglich. Ein spezielles, schnelles Scanningverfahren erlaubt es, auch bewegte Tumore punktgenau zu behandeln.

 

Die Protonentherapie ist nahezu nebenwirkungsfrei, die Lebensqualität bleibt erhalten und die Heilungschancen sind ungleich höher. Prof. Herbst sei selber immer wieder überrascht, wie erfolgreich diese Therapie ist und wie viele aussichtslose Fälle in München geheilt werden konnten. Sie wird bereits weltweit erfolgreich eingesetzt. Nur in der Schweiz ist bis jetzt keine einzige klinische Anwendung zu finden. Dabei steht in der Schweiz mit dem Paul Scherrer Institut (PSI) ein heute weltweit führendes Protonen-Forschungsinstitut.

 

 

Der Bedarf wird heruntergeredet

Die Verwaltungsräte des PTCS orientierten sodann über den Stand des Galgener Projektes. Der Erhalt der Baubewilligung steht in Kürze an. Es ist allein noch der Nachweis für die genügende Grundwasser-durchlässigkeit zu erbringen.

 

Die technischen Anlagen sind analog den Apparaten des Paul Scherrer Institutes bestimmt. Das Projekt PTC Zürichobersee in Galgenen erfüllt so gut wie alle Auflagen der HSM (Interkantonale Vereinbarung für Hochspezialisierte Medizin). Dennoch führt der Verwaltungsrat PTCS nach wie vor einen Kampf gegen politische Windmühlen der schweizerischen Gesundheitspolitik. Das Projekt PTC Zürichobersee ist um rund fünf bis acht Jahre den Planungen in Zürich, Bern und Genf voraus.

 

Um diesen Nachteil auszugleichen werden von den Gegenspielern falsche Zahlen und Fakten herbeigeredet. Insbesondere kursieren die wildesten Aussagen zum Bedarf. Dabei sprechen die offiziellen Zahlen eine eindeutige, traurige Sprache: 34"500 Schweizerinnen und Schweizer werden jährlich an Krebs erkranken, 9"600 müssen sterben, Tendenz steigend. Rund 20"000 Patienten werden heute in der Schweiz mit der herkömmlichen Photonentherapie (Röntgenstrahlen) behandelt. Gemäss vielen Fachleuten könnten 10 % bis 15 % davon optimaler mit einer Protonentherapie behandelt werden. Ein Bedarf von 2000 bis 3000 Patienten ist somit zu erwarten. Bei einer solchen Patientenanzahl ist die Einstufung in die HSM schon in Frage gestellt, da das erforderliche Kriterium der Seltenheit nicht mehr gegeben ist. Unter politischem Druck und gegen die Aussagen von führenden Wissenschaftlern wird immer öfters behauptet, dass in der Schweiz nur 400 Patienten anfallen würden.

 

Diese könnten angeblich ohne weiteres vom Forschungsinstitut Paul Scherrer Institut (PSI) in Villingen (AG) behandelt werden, doch dieses Forschungslabor ist gar nicht auf eine klinische Routinebehandlung ausgerichtet. Das PSI soll daher allein als vorübergehender Platzhalter zweckentfremdet werden, bis die interessierten Universitätskantone mit ihrer eigenen Planung soweit seien. Zu Recht fragte sich Michel, wer sich denn in der Zwischenzeit um die restlichen 2000 krebskranken Patienten kümmert. Solange das politische Hick Hack herrscht, solange wird eine Finanzierung des Projektes schwierig. Aber mit dem Bau kann erst begonnen werden, wenn die Finanzierung steht. „Es gibt also noch viel zu tun, aber wir geben nicht auf!“, meint Michel kämpferisch.

 

Die nachfolgende Fragerunde wurde von den Anwesenden rege benutzt und zeigte klar das grosse Interesse und die positive Haltung der Bevölkerung zu diesem zukunftsweisenden Projekt.

 

 

vlnr: Prof. Dr. Manfred Herbst, Dr. Martin Michel, Martin Bertschinger und

Volker Schirrmeister